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Einatmen, aufatmen

Die Zeit, 5.7.12

Italienische Arien schmettern – wo ginge das besser als in der Toskana? Zum Gesangsunterricht ins Landhotel.

ch hatte Fracksausen. „Tafeln mit Rossini – italienisch singen und kochen“ hieß der Kurs. Eine Woche Toskana, schöne Landschaft, gutes Essen – das war verlockend. Aber italienisch singen? Und es ging nicht etwa um Adriano Celentano oder Eros Ramazzotti. „Bitte bereiten Sie zwei bis drei Stücke der italienischen Gesangskunst vor“, stand in den Teilnahmebedingungen. Das überforderte mich schon darum, weil mir außer ’O Sole Mio nicht viel einfiel, was als „italienische Gesangskunst“ durchgegangen wäre. Singen an sich war nicht das Problem – ich singe gerne und viel, in Chören und Ensembles, allerdings nur Pop, Rock und Jazz. Um die Klassik habe ich bislang einen Bogen gemacht, da wird doch irgendwie anders gesungen. Kann ich das? Oder werde ich mich völlig blamieren?

Lobbyisten gegen esoterische Umtriebe

Die Zeit

Brauchen kritische Denker eine Kampforganisation gegen Abstruses? In Berlin treffen sich Skeptiker zu einem Weltkongress. Ein Interview mit Martin Mahner dem Leiter des Zentrums für Wissenschaft und kritisches Denken der deutschen Skeptikerorganisation GWUP.

DIE ZEIT: Was darf sich der Leser unter einem Skeptiker vorstellen?

Martin Mahner: Wir müssen zwei Begriffe unterscheiden: Es gibt zum einen die philosophischen Skeptiker, die auf die Antike zurückgehen. Das waren Leute, die die reale Welt für grundsätzlich unerkennbar gehalten haben. Wir dagegen verwenden den Begriff eher wie in der Alltagssprache – wir sind bei vielen Dingen vorsichtig und sagen: Moment mal, stimmt das denn überhaupt, was da behauptet wird? Dieser Skeptizismus steht auf der Basis des wissenschaftlichen Weltbildes.

ZEIT: Da haben Sie ja in letzter Zeit Gesellschaft bekommen, etwa durch die „Klimaskeptiker“ und die „Evolutionsskeptiker“.

Mahner: Das ist aus unserer Sicht natürlich ein Pseudoskeptizismus – da werden wohletablierte Dinge aus übergeordneten Interessen heraus bezweifelt

Wasserwahnsinn

Die Zeit

Was bringt Menschen dazu, Wasser in Flaschen kistenweise in ihre Wohnungen zu schleppen und 400-mal so viel dafür auszugeben wie für das einwandfreie Trinkwasser, das sich bequem aus der Leitung zapfen lässt? Warum zahlen wir für Wasser aus Norwegen, Tasmanien und Südafrika in Designerflakons noch einmal ein Mehrfaches des Preises von einheimischem Mineralwasser, wenn wir noch nicht einmal den Unterschied schmecken können? Warum ernten wir im Restaurant verächtliche Blicke, wenn wir ein Glas Leitungswasser bestellen?

Während unser Trinkwasser immer besser geworden ist, hat sich der Verbrauch von Flaschenwasser in Deutschland in den vergangenen 40 Jahren verzehnfacht. Ein Wohlstandsphänomen und ein Beispiel für gelungenes Marketing. Aber das Wasser aus Glas- und PET-Flasche belastet die Umwelt tausendmal so stark wie die Erfrischung aus dem Hahn.

Low-Res-Version der Infografik

Wie die Wilden

Die Zeit

Die Pariser Fondation Cartier widmet sich in einer Kunstausstellung der Gedankenwelt der Mathematiker.

Mathematik und Kunst – das hat man doch schon gesehen! Man denke an die Bilder von verschnörkelten Fraktalmustern , die in den achtziger Jahren Furore machten. An die geometrischen Mosaiken in der Alhambra von Granada , in denen alle 17 möglichen regelmäßigen Kachelungen der Ebene vorkommen. Mathematische Formeln können Bilder erzeugen, die wir als schön empfinden . Man kann diese auch ins Museum hängen, aber sie sagen nur wenig aus über die Mathematik, die dahintersteckt, und über jene, die sie erzeugt haben.

»Ich wollte keine Ausstellung über Mathematik und Kunst machen«, sagt Hervé Chandès, Direktor der Fondation Cartier und Chefkurator der Ausstellung Mathématiques – un dépaysement soudain (sinngemäß: »Mathematik – ein überraschendes Anderswo«). »Das haben andere schon oft genug gemacht.«

Wo Käfer sich mit Bierflaschen paaren

Zeit Online

Alljährlich gibt es für lustige Forschung den Ig-Nobelpreis. Nun wurden Wasabi-Warngeräte, Apokalypse-Propheten und ein Bürgermeister geehrt.

Wer den Ig-Nobelpreis als reinen Quatsch-Preis versteht oder gar als einen Preis für schlechte Wissenschaft, vergleichbar der Goldenen Himbeere für die peinlichsten Hollywood-Filme, der hat ihn nicht verstanden. Der „Ig“, wie die eingefleischten Fans ihn knapp bezeichnen, wird vergeben für wissenschaftliche Leistungen, „die die Leute erst zum Lachen und dann zum Denken bringen“, wobei die Betonung mal eher auf dem Lachen liegt und mal eher auf dem Denken.

Und so ist es überhaupt kein Widerspruch, dass etwa der Physiker Andre Geim im Jahr 2000 den Ig-Nobel bekam (dafür, dass er Frösche in einem Magnetfeld schweben ließ ) und zehn Jahre später den richtigen Nobelpreis (für seine Arbeiten zum neuen Wundermaterial Graphen )