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Wer mit wem?

Die Zeit, 8.8.13

„Wahlistik“ bei ZEIT ONLINE: Wie lassen sich die Wahrscheinlichkeiten denkbarer Koalitionen berechnen?

Wahlumfragen scheinen eine präzise Antwort auf die „Sonntagsfrage“ zu geben: Für wen würden die Deutschen stimmen, wenn nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre? In diesen Wochen geht es auf und ab – mal reicht es für die regierende schwarz-gelbe Koalition, mal nicht. In Wirklichkeit stecken hinter den Zahlen große Unsicherheiten. Weil sie auf Stichproben von 1.000 bis 2.500 Bürgern basieren, treffen sie die tatsächliche Stimmung in der Bevölkerung nie genau – sondern nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit. Wie müsste ein Modell aussehen, das dieser Tatsache Rechnung trägt? Wie könnte man für alle realistisch denkbaren Koalitionen die Wahrscheinlichkeit ihrer Möglichkeit nach der Wahl angeben? Helmut Küchenhoff und Andreas Bender vom Institut für Statistik der Universität München haben für die ZEIT und ZEIT ONLINE ein Modell entwickelt, das genau dies tun soll. Wir nennen es „Wahlistik“

Die persönliche Note

Die Zeit, 18.7.13

Jeder Pianist spielt anders – selbst wenn man den Unterschied nicht hört.

Hervorragende Pianisten erkennt man an der Art, wie sie Klavier spielen – so weit, so banal. Muss man ein Musikexperte sein, um aus einer Tonaufnahme etwa eines Walzers von Chopin den interpretierenden Künstler herauszuhören? Nein, auch Laien können das, und sogar Computerprogramme kann man darauf trainieren. Wenn diese ein paar Stücke eines Pianisten analysiert haben, dann erkennen sie auch neue Einspielungen anderer Werke mit erstaunlich hoher Trefferquote.

„Ich wusste sofort: Das ist fantastisch!“

Zeit Online, 6.7.13

Der Mathematiker Roy Kerr erkannte, dass es rotierende Schwarze Löcher geben könnte, lange bevor sie entdeckt wurden. Christoph Drösser traf den Neuseeländer in Potsdam.

ZEIT ONLINE: Sie haben vor genau 50 Jahren eine spezielle Lösung der Einsteinschen Gleichungen gefunden, die später als die erste Beschreibung eines rotierenden Schwarzen Lochs bekannt wurde. War das damals Mathematik oder Physik?

Roy Kerr: Zunächst mal war es Mathematik. Aber ich habe mich damals schon mehr für physikalische Phänomene interessiert.

ZEIT ONLINE: In Ihrem deutschen Wikipedia-Eintrag ist derzeit zu lesen, dass Ihnen jahrelang nicht klar gewesen sei, wie bedeutend Ihre Entdeckung war.

Kerr: Das ist völliger Unsinn

Das Muster im Zufall

Die Zeit, 27.6.13

Zwei große Rätsel über Primzahlen sind der Lösung ein Stück näher gekommen.

Forschung ist heutzutage ein Mannschaftssport – große Durchbrüche werden meist von Teams erreicht. Das gilt im Prinzip auch für die Mathematik, aber hier passiert es doch ab und zu, dass ein einzelner Wissenschaftler nach jahrelanger Eremitenarbeit in seiner Studierstube mit einem bahnbrechenden Ergebnis aufwartet und ein Problem löst, an dem sich seine Kollegen jahre-, manchmal jahrhundertelang die Zähne ausgebissen haben.

Im Mai ist das gleich zweimal geschehen, und beide Male ging es um Primzahlen 

Deutschland braucht Nachhilfe in Mathe

Die Zeit, 29.5.13

Zum ersten Mal zeigt eine Studie, wie fit die Deutschen in Mathematik sind. Die Note: mangelhaft. Doch es liegt nicht daran, dass sie zu dumm sind.

In unserem Land wird es in absehbarer Zeit keine Mehrheit für ein Tempolimit auf den Autobahnen geben. Das hat nicht nur mit der Freude am schnellen Fahren zu tun, glaubt Ulrich Kortenkamp. Sondern auch mit einer fundamentalen Rechenschwäche: „Die Deutschen sind nicht in der Lage vorherzusagen, wie sich ihre Fahrzeit bei einer Änderung der Geschwindigkeit verändert.“

Wüssten sie, wie wenig Zeit sie durchs Rasen einsparen, wären sie vielleicht offener für eine Geschwindigkeitsbegrenzung, meint der Professor für Mathematikdidaktik von der Universität Halle.

Kortenkamp hat zusammen mit seinem Saarbrücker Kollegen Anselm Lambert die Fragen zu dem großen Mathematik-Test entwickelt, den DIE ZEIT, die Stiftung Rechnen und das Meinungsforschungsinstitut Forsa im April mehr als 1.000 repräsentativ ausgewählten Deutschen vorgelegt haben

Dazu:

Genie oder Niete? Erfahren Sie, was von Ihrem Schulwissen in Mathematik übrig ist und wie Sie damit im Deutschlandvergleich abschneiden.

Liebe Leser, Sie rechnen überdurchschnittlich gut

Können Frauen schlechter rechnen als Männer?

Elmar Tenorth: „Ohne Mathematik-Verstand ist man kulturbehindert“

 

Sexreport statt Wissenschaft

Die Zeit, 23.5.13

Immer mehr Sendungen wollen Wissen vermitteln. Viel lernen tut man dabei nicht.

Am Anfang waren alte Männer, die uns die Welt erklärten. Bernhard Grzimek, der Direktor des Frankfurter Zoos, brachte für seine Sendung Ein Platz für Tiere schon mal ein Gepardenbaby mit ins Studio, das er auf seinem Schreibtisch streichelte. Heinz Haber warf Kieselsteine in einen Erbsenbrei, um die Entstehung der Mondkrater zu verdeutlichen. Hoimar von Ditfurth durchkreuzte aufklärend die Grenze der Naturwissenschaften durch manch philosophischen Exkurs. Und Horst Stern, damals noch gar nicht so alt, räumte mit einem romantisierenden Naturverständnis auf und brachte mit seinen Bemerkungen über den Rothirsch die Jäger gegen sich auf.

Der letzte Überlebende dieser Art ist der Physiker Harald Lesch, der im ZDF die Sendung Abenteuer Forschung sowie diverse Ablegerformate präsentiert. Ansonsten hat der Typ des erklärenden Wissenschaftlers im Fernsehen ausgedient – heute prägen jugendliche Moderatoren das Bild, die sich nicht schlauer geben wollen als der Zuschauer. Sie führen uns mit manchmal aufgesetzter Neugier durch eine fast unüberschaubare Flut von Wissenschafts- und Wissensformaten mit verwirrend ähnlichen Titeln

Dazu eine Infografik:

Lehrer der Nation

Als es nur zwei Sender gab, wurde Wissenschaft auf der Mattscheibe vermittelt wie in der Schule. Heute kann man rund um die Uhr aus einer Vielzahl von Sendungen Wissen tanken. Eine Komplettübersicht der Wissensformate aller Kanäle seit dem Beginn des deutschen Fernsehens.

Die Infografik als PDF

Auf der Schulter des Gelehrten

Die Zeit, 25.4.13

Der Mathematiker Cédric Villani hat ein fulminantes autobiografisches Buch geschrieben.

Dieses Buch ist eine Zumutung. Wie viele Menschen können die Formeln verstehen, die es seitenweise füllen? „Im Wesentlichen niemand“, sagt der Autor am Telefon. „Nicht einmal professionelle Mathematiker.“

Wenn deutsche Top-Mathematiker, etwa Günter Ziegler oder Albrecht Beutelspacher, Bücher für das allgemeine Publikum schreiben, stapeln sie tief: ein bisschen was über Primzahlen, dazu der Satz des Pythagoras, alles immer schön didaktisch. Die Botschaft: Mathe ist doch gar nicht so schwer!

Die Botschaft von Cédric Villanis Buch Das lebendige Theorem ist hingegen: Mathematik ist verdammt schwer. Der Franzose hat 2010 die Fields-Medaille bekommen, die höchste Auszeichnung seiner Zunft. In seinem Buch beschreibt er die zweieinhalb Jahre davor, in denen er an einem mathematischen Beweis fast verzweifelte

Das kosmische Monster

Die Zeit, 11.4.13

Was passiert, wenn ein Astronaut in ein Schwarzes Loch fällt? Über die Frage streiten Physiker heftig.

Wer sich in ein Schwarzes Loch begibt, kommt darin um. Die Frage ist nur: Wie? Darüber ist aktuell ein Streit zwischen Physikern entbrannt, der letztlich eine Auseinandersetzung zwischen der Relativitäts- und der Quantentheorie ist – jenen beiden Grundfesten der Physik, die beide für sich hundertfach bestätigt worden sind, die aber für einige exotische Situationen widersprüchliche Vorhersagen machen