Author: cd
Hippie, hippie, yeah!
Die Zeit, 8/2/17 (in German)
A trip through California, 50 years after the “Summer of Love”.
Hier wohnten die Grateful Dead! Gegenüber die Hells Angels! Und um die Ecke Janis Joplin und der spätere Mörder Charles Manson! Während Stan Flouride, ein Punk Mitte 60 mit blondiertem Schopf und Bauchansatz, uns durch Haight-Ashbury führt, kommt er aus dem Aufzählen von Sechziger-Jahre-Legenden gar nicht mehr heraus. Der Stadtteil von San Francisco, benannt nach der Kreuzung von Haight Street und Ashbury Street, gilt als Geburtsort der Hippie-Bewegung: Er war damals ein Szeneviertel, in dem viele junge Leute und Künstler lebten.
The Futurological Process
NZZ Folio, August 2017 (in German)
The Internet Archive in San Francisco keeps internet pages from getting lost. It is a digital Library of Alexandria.
Das Internet vergisst nichts – der Satz könnte falscher nicht sein. Gut, manchem mag ein Bild aus vergangenen Tagen peinlich sein, das plötzlich wieder zum Vorschein kommt. Aber viel häufiger ist der Fall, dass man eine Seite aufrufen will und die berüchtigte Meldung erhält: «404 – File not found». Eine Website lebt im Durchschnitt 100 Tage, bevor sie verschwindet oder verändert wird. Das Internet ist sehr vergesslich.
Brewster Kahle kämpft dagegen, seit 1996. In jenem Jahr gründete er das Internet Archive, ein Archiv des weltweiten Netzes, das die Nutzer vor allem durch die Wayback Machine kennen: Stossen sie beim Stöbern im Netz auf die 404-Seite, dann können sie die Adresse in diese Suchmaschine der besonderen Art eingeben und vergangene Versionen der Seite abrufen, häufig mehrere. Nicht das ganze Netz, aber die unvorstellbare Zahl von einer Milliarde Websites besucht der Kriech-Algorithmus des Archivs in regelmässigen Abständen und speichert ihren Inhalt …
Why Are Most Studies False, Mr. Ioannidis?
Die Zeit, 7/13/17 (in German)
Medical statistician John Ioannidis is the most vocal critic of half-baked research. He keeps telling his colleagues how often research articles are sloppy or fraudulent.
“David, ich bin ein Versager.” Mit diesen Worten beginnt ein offener Brief, den John Ioannidis an David Sackett geschrieben hat, einen der Väter der evidenzbasierten Medizin. Nun ist Sackett schon seit zwei Jahren tot, aber geschickt hatte Ioannidis ihn ja auch ans Journal of Clinical Epidemiology. Dort erschien er im vergangenen März – eine einzige Selbstgeißelung: Der Anspruch der wissenschaftlichen Medizin, ihre Erkenntnisse auf empirische, methodisch saubere Studien zu gründen, sei in den letzten zehn Jahren nicht eingelöst worden. Die Industrie habe die Wissenschaft in Geiselhaft genommen, medizinische Studien würden vor allem zu Werbezwecken eingesetzt. “Ich frage mich oft: Was für Monster haben wir da erschaffen?”, schrieb Ioannidis in der Pose des Zweifelnden, ja Verzweifelten. “Wir bejubeln Leute, die gelernt haben, Geld aufzusaugen, ihre Arbeit mit der besten PR aufzublasen, immer bombastischer und weniger selbstkritisch zu werden. Das sind die wissenschaftlichen Helden des 21. Jahrhunderts.” Die Parallelen zur Politik sind unübersehbar. Was aber hat es mit dem drastischen Lamento auf sich? Und wer ist der Mann, der öffentlichkeitswirksam einem Toten schreibt? …