Wissenschaftspolitik
Lobbyisten gegen esoterische Umtriebe
Die Zeit
Brauchen kritische Denker eine Kampforganisation gegen Abstruses? In Berlin treffen sich Skeptiker zu einem Weltkongress. Ein Interview mit Martin Mahner dem Leiter des Zentrums für Wissenschaft und kritisches Denken der deutschen Skeptikerorganisation GWUP.
DIE ZEIT: Was darf sich der Leser unter einem Skeptiker vorstellen?
ZEIT: Da haben Sie ja in letzter Zeit Gesellschaft bekommen, etwa durch die „Klimaskeptiker“ und die „Evolutionsskeptiker“.
Mahner: Das ist aus unserer Sicht natürlich ein Pseudoskeptizismus – da werden wohletablierte Dinge aus übergeordneten Interessen heraus bezweifelt …
Professor Hes Zitate-Farm
Die Zeit
Wie zuverlässig sind wissenschaftliche Zeitschriften? Der Impact Factor soll es messen – doch er ist wenig aussagekräftig und zudem manipulierba.
Es ist verlockend, komplizierte Dinge auf eine einfache Zahl zu bringen, vor allem in den Medien. Fernsehmacher messen ihren Erfolg an der Quote, Onlineredakteure schauen auf die Klickzahlen, Zeitungsmacher auf die Auflage. Ist die Zahl hoch, hat man gute Arbeit geleistet. Aber kann man diese Zahl mit Qualität gleichsetzen?
Für die über 100.000 wissenschaftlichen Zeitschriften auf der Welt gibt es auch so ein magisches Maß: den sogenannten Impact Factor. Er soll die Bedeutung eines Journals wiedergeben. Der Gedanke hinter diesem Faktor ist ein ähnlicher wie der hinter dem Reihenfolge der Google-Suchergebnisse: Wichtig ist, worauf sich viele andere beziehen.
Bei Google stehen Webseiten oben, zu denen Links von vielen anderen Seiten führen, eine wissenschaftliche Zeitschrift bekommt einen hohen Impact Factor, wenn ihre Artikel häufig von Wissenschaftlern zitiert werden. Der Faktor gibt an, wie oft im vergangenen Jahr ein Artikel aus den beiden vorangegangenen Jahren durchschnittlich zitiert wurde.
Weil die Landschaft der akademischen Zeitschriften immer unübersichtlicher wird, ist der Impact Factor zu einer Art Standardwährung geworden. Forscher publizieren in Journals mit hohem Impact, um gelesen zu werden. Bibliothekare entscheiden anhand der Zahl, welche Zeitschriften sie abonnieren. Und der Impact Factor färbt von der Zeitschrift auf den Autor ab – bei Berufungen hat größere Chancen, wer in Journals mit hohem Faktor publiziert.
Das Schielen auf den Impact Factor treibt bisweilen absurde Blüten:…
Blackout
Die Zeit
Worüber Merkel und Steinmeier nicht gesprochen haben
Eine kleine quantitative Analyse des Kandidatenduells vom vergangenen Sonntag: Während der 90-minütigen Debatte zwischen der Kanzlerin und ihrem Herausforderer fiel 42-mal das Wort »Krise«, sechsmal das Wort »Chance«. Von »Opel« war 14-mal die Rede, von »Wachstum« 28-mal, dreimal fiel das Wort »Dienstwagen«. Die Begriffe »Umwelt«, »Forschung« und »Bildung« dagegen rangen sich die Kandidaten jeweils nur zweimal ab, und beim Thema »Klima« herrschte absolute Fehlanzeige.
Im Spagat
Die Zeit
Communicator-Preis: Die Forscher haben gelernt, sich zu verkaufen.
Wissenschaftler, die sich aus den Tiefen ihres Fachs ins flache Wasser der Medien begeben, wurden noch vor wenigen Jahren von manchen ihrer Kollegen schief angesehen. Die Forscher schrieben für ihre Peer-Groups; die Übersetzung in verständliches Deutsch sah man als Sache der Journalisten an. Dieser Arbeitsteilung trat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) 1999 entgegen, als sie zusammen mit dem Stifterverband für die deutsche Wissenschaft den mit 50.000 Euro dotierten Communicator-Preis auslobte – für Wissenschaftler, die den schwierigen Spagat zwischen seriöser Forschung und publikumswirksamer Vereinfachung auf überzeugende Weise geschafft haben.
Das Denken ist frei
Die Zeit
In dem Streit um Urheberrechte und Publikationsfreiheit gerät einiges durcheinander. In der Wissenschaft ist der freie Zugang zu Ergebnissen und Daten im Internet kein Schaden, sondern höchst wünschenswert.
Wenn jemand die Nazi- und die Kommunistenkeule zugleich hervorholt, dann muss es schon schlimm stehen. Von »Machtergreifung« und »Enteignung« schrieb der Literaturwissenschaftler Roland Reuß im Februar in der FAZ und erregte sich derart über die von ihm gegeißelten Missstände, dass er sogleich eine Unterschriftenliste ins Netz stellte. Seinen »Heidelberger Appell« haben inzwischen eine Menge mehr oder weniger prominenter Autoren unterzeichnet, darunter der Schriftsteller Daniel Kehlmann und auch Redakteure der ZEIT . Man darf allerdings bezweifeln, dass alle Unterstützer wissen, was sie da tatsächlich unterschrieben haben …