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Frau Mustermann 2010

Die Zeit

Vom 1. November an gibt es den neuen Personalausweis. Schon auf den ersten Blick bietet sein Format Vorteile, klein wie eine Kreditkarte, passt er besser ins Portemonnaie. Aber die wirkliche Neuerung steckt im Inneren: Ein RFID-Chip gibt nicht nur der Polizei die Möglichkeit, die Daten des Besitzers auszulesen. Wer will, kann den Ausweis auch als »elektronische Identität« im Internet einsetzen. Und zwar so …

 Low-Res-Version der Infografik

Neue Sparsamkeit

Die Zeit

Vor dem neuen Personalausweis muss sich niemand fürchten.

Die Deutschen haben eine gesunde Skepsis gegenüber dem Staat, wenn es um den Umgang mit Daten geht. Das ist legitim, auch wenn dieselben Bürger sich in Online-Communitys oder gegenüber privaten Firmen digital bis aufs Hemd entblößen.

Das Beispiel der Arbeitnehmer-Datenbank Elena hat gezeigt, dass diese Skepsis sich oft erst dann Bahn bricht, wenn die neuen Techniken tatsächlich eingeführt werden. Da nützt kein Verweis darauf, dass entsprechende Informationen schon Monate vorher verfügbar waren. Und so wird es wohl auch um den 1. November herum einigen Aufruhr geben, dann, wenn die ersten neuen Personalausweise ausgegeben werden

Preis ohne Träger

Die Zeit

Der russische Mathematiker Grigorij Perelman sollte in Paris für die Lösung eines Jahrhundertproblems eine Million Dollar Preisgeld bekommen. Bis zum Schluss war nicht sicher, ob der Laureat erschein.

„Es ist mir eine große Ehre, diesen Preis zu verleihen an … wer auch immer ihn annimmt!“ Mit entwaffnender Offenheit zeigte der amerikanische Stifter Landon Clay am Dienstag dieser Woche in Paris, dass es zwar einen Jahrhundertdurchbruch zu feiern galt, dass aber gleichzeitig die Hauptperson fehlte: Grigorij Perelman, der 44-jährige russische Mathematiker.

Er meidet seit Jahren konsequent die Öffentlichkeit – und hat sich noch nicht entschieden, ob er Clays Dollarmillion annimmt . Die Stiftung hat sie vor zehn Jahren für die Lösung der 1904 von Henri Poincaré geäußerten Vermutung sowie sechs weiterer mathematischer Probleme ausgeschrieben. Schließlich übergab Clay die Plexiglas-Trophäe, die mit dem Preis einhergeht, an Poincarés Enkel François

Von Ratten und Kippfiguren

Die Zeit

TEDx-Konferenz: In Hamburg wurden verbreitungswürdige Ideen vorgestellt.

Das hat Ernst Pöppel wohl noch nie erlebt: Seit gut 20 Jahren hält der Psychologe von der Universität München Vorträge über das „Drei-Sekunden-Phänomen“. Die Tatsache, dass die Gegenwart für unser Gehirn aus entsprechend kurzen Zeitabschnitten besteht, illustriert er mit Gedichtzeilen und Kippfiguren. Aber am vergangenen Donnerstag rang ihm das Publikum zum ersten Mal eine Zugabe ab. Kein Problem für den erfahrenen Wissenschaftskommunikator – der 70-Jährige stieg noch einmal auf die Bühne und sprach ein paar Minuten über das, was ihm gerade so durch den Kopf ging.

Die Bühne stand im Hamburger Curio-Haus, und Pöppel war einer der Redner bei “ TEDx Hamburg „. Für alle, die nicht wissen, was TED (Technology, Entertainment and Design) ist: ein ebenso legendäres wie exklusives jährliches Kolloquium in den USA, das seit 1984 unter dem Motto Ideas worth spreading („verbreitungswürdige Ideen“) eine bunte Mischung aus jeweils 18-minütigen Beiträgen zu Technik, Wissenschaft und Kunst anbietet

Rätselhafte Asymmetrie

Die Zeit

Warum gibt es mehr Materie als Antimaterie? Neue Ergebnisse vom Fermilab

Stefan Söldner-Rembold hat einen neuen Spitznamen: „Mr. Goosebump“ nennen ihn seine Kollegen auf den Fluren des Fermilab, des Teilchenbeschleunigers in der Nähe von Chicago . Söldner-Rembold, Physiker von der Universität Manchester, ist einer der beiden Sprecher des sogenannten DZero-Experiments.

In der vergangenen Woche durfte er verkünden, dass die neuesten Messergebnisse bei vielen der 500 beteiligten Forscher eine Gänsehaut (Englisch goosebumps ) hervorgerufen hätten – angesichts von etwas, das „über das hinausgeht, was die bisherigen Theorien erklären können“

Der Mathe-Eremit

Die Zeit

Eine Million für einen Beweis – aber der geniale Wissenschaftler ziert sich.

Wird er annehmen oder nicht? Diese Frage treibt die Mathematiker in aller Welt in diesen Tagen um, und sie gilt dem Russen Grigorij Perelman. Ihm hat die amerikanische Clay Foundation in der vorvergangenen Woche eine Million Dollar für die Lösung eines der sieben schwierigsten Matheprobleme zugesprochen – und der Geehrte bat sich eine (nicht befristete) Bedenkzeit aus.

Ein großes Medienecho folgte, wie vor vier Jahren, als Perelman die Fields-Medaille, den „Nobelpreis der Mathematik“, ablehnte. Ihn eigen zu nennen, wäre kaum übertrieben: Ein akademischer Eremit mit wallendem Haar, persönlichen Macken und offenbar frei von Geltungsdrang – was für eine schöne Geschichte! Jetzt wird sie weiter gesponnen. Entzieht er sich dem Lockruf des Geldes?

Wer bekommt die Welt in den Griff?

Die Zeit

Direkte Eingriffe in die Atmosphäre galten lange als Sündenfall. Aber sie könnten zum letzten Mittel des Klimaschutzes werden.

Kaum hatte die Sonne die letzten Reste des Schnee(chaos)-Winters schmelzen lassen, spielte das Wetter am Wochenende schon wieder verrückt: Orkantief Xynthia zog über Europa hinweg und forderte mehr als 50 Todesopfer. Bahnreisende, die vor ein paar Wochen wegen Eis und Schnee ihre Anschlüsse verpasst hatten, saßen schon wieder in den Bahnhöfen fest, weil diesmal umgestürzte Bäume die Gleise blockierten. Die Natur lässt ihre Muskeln spielen und zeigt, dass sie mit gewaltiger Macht unsere technische Zivilisation lähmen, unsere Häuser und Städte vernichten kann.

In diesen Wochen wird jedes extreme Wetterereignis auch als Argument im politischen Streit um den Klimawandel herangezogen, da können Wissenschaftler noch so oft auf den Unterschied zwischen Wetter und Klima pochen .

Die Beschwichtiger, vor allem in den USA, nutzen die gefühlte Abkühlung der Erde im schneereichen Winter (neben den Skandalen um die UN-Klimakommission IPCC) für eine Gegenoffensive in der Klimapolitik. Die Warner zeigen auf die Stürme und sagen: Seht, solche Katastrophen stehen uns bald verstärkt bevor. Wissenschaftlich sind beide Positionen nicht haltbar, dennoch werden Katastrophen und Extremwetterlagen regelmäßig für klimapolitische Ziele genutzt.

Angesichts der Machtdemonstration der Natur erscheint es dann geradezu vermessen, dass sich gegenwärtig eine wachsende Zahl von Forschern dazu aufschwingt, jene Atmosphäre, die uns steigende Mitteltemperaturen und extremes Wetter beschert, gezielt kontrollieren zu wollen. Wie ein Ingenieur am Regler einer technischen Anlage wollen sie aktiv in das Klimageschehen eingreifen, von „Geoengineering“ ist daher die Rede

Die Suche nach Aliens geht weiter

Die Zeit

Bereits ein ganzes Forscherleben warten Astronomen auf ein Lebenszeichen außerirdischer Intelligenz. Christoph Drösser hat die Alien-Forscher auf dem Wissenschaftskonferenz AAAS in San Diego besucht.

Sind wir alleine im All? Die Frage fasziniert Wissenschaftler wie Laien seit Jahrhunderten. Aber erst seit 50 Jahren wird konkret nach Zeichen außerirdischen Lebens gesucht. Im Jahr 1960 horchte der Astronom Frank Drake von der amerikanischen Cornell University zwei Monate lang mit einem Radioteleskop den Himmel ab – ohne auf „intelligente“ Signale zu stoßen. 2000 US-Dollar kostete seine Aktion damals. Inzwischen sind viele Millionen dafür verwendet worden, aber das Ergebnis ist immer dasselbe: nichts.

Dafür, dass sie ein ganzes Forscherleben in ein bislang fruchtloses Unterfangen investiert haben, sind die Seti-Wissenschaftler (Seti steht für „search for extra-terrestrial intelligence“ also die „Suche nach außerirdischer Intelligenz“) erstaunlich gut gelaunt. Am Sonntag trafen sie sich auf der Jahresversammlung der amerikanischen Wissenschaftsorganisation AAAS in San Diego, und ihre Stimmung war alles andere als resignativ