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Das ganz große Einmaleins

Die Zeit

Die Multiplikation zweier Zahlen ist eine elementare Rechenoperation. Aber auch sie lässt sich noch verbessern

Malnehmen ist ein Kinderspiel. Wir lernen das schriftliche Multiplizieren in der Schule. Um das Produkt aus zwei beliebig großen Zahlen zu bilden, muss man nur das kleine Einmaleins von 1 bis 9 beherrschen, der Rest ergibt sich, indem man die einzelnen Ergebnisse aufaddiert.

Das Rechenverfahren ist uns so in Fleisch und Blut übergegangen, dass die Mathematiker lange dachten, dies sei die effektivste Form der Multiplikation, auch für Computer. Seit den sechziger Jahren weiß man: Es geht tatsächlich schneller, viel schneller – und soeben hat ein Schweizer Mathematiker ein neues Verfahren entdeckt, das zumindest theoretisch die schnellste Multiplikationsmethode der Welt ist

Eine Welt für sich

Die Zeit

Werden die Sätze der Mathematik erfunden – oder entdecken wir sie wie unbekannte Tierarten und ferne Galaxien? Ein Essay über die Wirklichkeit der Zahlenwelt.

„Die Mathematik ist eigentlich eine Geisteswissenschaft«, sagt Kai Hauser. Für ihn geht es in dieser Wissenschaft nicht ums Rechnen oder um geometrische Strukturen. Wenn der jugendlich wirkende Forscher, der in Berlin, Berkeley und Barcelona lehrt, an einem sonnigen Tag auf einer Bank im Berliner Tiergarten ein zweistündiges Privatissimum gibt über Mengenlehre, Logik und die Unendlichkeit, dann schwirrt selbst dem gebildeten Laien bald der Kopf. Hauser geht es um Wahrheit, um das mathematische Universum. Für ihn steht fest, dass hochabstrakte Objekte wie die »nicht erreichbaren überabzählbaren Zahlen«, die größer sind als unendlich mal unendlich, keine Hirngespinste sind, sondern harte Realitäten. »Ich kann nicht beweisen, dass es das gibt«, sagt Hauser, »aber ich sehe keinen rationalen Grund, das infrage zu stellen.«

Wir schreiben das Jahr der Mathematik, in vielen Veranstaltungen (wie in der vergangenen Woche auf dem Wissenschaftssommer in Leipzig) soll das Interesse für die abstrakte Wissenschaft geweckt werden. Die Mathematiker zeigen, dass ohne ihre Kunst unsere technische Welt nicht funktionieren könnte. Praktisch ist die Mathematik ohne Zweifel – aber ist sie mehr als ein nützliches Werkzeug? Was sind das für Objekte, mit denen Mathematiker sich beschäftigen? Gibt es Primzahlen, unendliche Mengen und vierdimensionale Würfel jenseits der menschlichen Vorstellung?

Um diese Fragen drücken sich Mathematiker gern herum 

Gleichung mit vielen Unbekannten

Zeit Wissen

Die Mathematikerin Olga Holtz war ihr Leben lang eine Überfliegerin, die es nirgendwo lange aushielt. Nun hat man sie mit einer Million Euro nach Berlin gelockt. Geht sie bald wieder?

Volker Mehrmann wirbt um eine Frau. Sie ist schön und dazu gut zwanzig Jahre jünger als er. Einige Jahre geht das nun schon so, mit wechselhaftem Erfolg. Vor einiger Zeit hatte er es schon einmal geschafft, sie zu sich zu holen. Dann verschwand sie wieder, nach Amerika. Doch jetzt könnte mehr daraus werden: Sie hat sich bereit erklärt, für vier Jahre zu ihm nach Berlin zu kommen. Vielleicht kann er sie ja sogar darüber hinaus halten.

Mehrmanns Werben ist rein beruflicher Natur: Der Mathematikprofessor von der Technischen Universität Berlin entdeckte Olga Holtz, als er auf ihre Doktorarbeit stieß. „Ich hatte in meiner eigenen Promotion an einem alten Problem aus den 50er Jahren gearbeitet und es nicht rausbekommen“, erzählt Mehrmann, „Frau Holtz hat es dann mal kurz von der Platte geputzt. Das ist schon erste Sahne.“

Ein etwas anderer Streber

Die Zeit

Er war schon als Schüler ein Überflieger und machte eine Blitzkarriere an der Universität. Günter Ziegler will im Mathematik-Jahr 2008 die Deutschen für ihr Angstfach begeistern.

»In Mathe war ich immer schlecht«, steht auf einem von Günter Zieglers T-Shirts. Genauso heißt auch eine Kolumne, die er in den DMV-Mitteilungen schreibt, dem Zentralorgan der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. Aber natürlich war er nie schlecht in Mathe. Günter Ziegler ist Präsident der DMV, und er bekennt: »Ich war in der Schule ein Streber.« Fünfmal nahm er als Schüler am Bundeswettbewerb Mathematik teil, die letzten beiden Male wurde er Sieger. Dreimal beteiligte er sich an »Jugend forscht« und bekam auch da einmal den ersten Preis. Wenn neben der Mathematik noch Zeit war, dann hat er »gelesen wie ein Staubsauger«. Literatur, nicht Mathematik.

Das äußere Erscheinungsbild will zum Streber-Image nicht so recht passen. Ziegler ist jetzt 44, aber er sieht immer noch jungenhaft aus. Die Haare kurz geschoren, manchmal auch strohblond gefärbt, im rechten Ohr ein auffälliger Ohrring. Selbst unter den Mathematikprofessoren mit ihrem informellen Dresscode ist er ein Paradiesvogel