Die Google-Universität

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Der frühere Google-Forschungschef Sebastian Thrun will mit Onlinekursen die Bildung revolutionieren. Anfangs stockte das Projekt des Deutschen, jetzt nimmt es Fahrt auf.

Sebastian Thrun strahlt von einem Ohr zum anderen, als er mich an der Tür der luftigen Büroetage in Mountain View, Silicon Valley, begrüßt. „Willkommen im Paradies!“ Damit spielt er wohl auf meinen Umzug in die Bay Area an. Er könnte mit dem Paradies aber auch sein eigenes Reich meinen, die Firma Udacity.

Es läuft gut für ihn im Moment, gerade hat Thrun 35 Millionen Dollar an Investorengeldern eingesammelt, unter anderem vom deutschen Medienkonzern Bertelsmann. Dafür, dass er hier die Universität neu erfinden will

Auch Gute können zu viel sein

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Zu teuer, zu schick: Mitarbeiter von Techfirmen wollen nicht im langweiligen Valley wohnen. Stattdessen gentrifizieren sie die quirligen Viertel von San Francisco.

Ich bin in den Castro gezogen, das schwule Szeneviertel in San Francisco. Die Zebrastreifen schillern bunt, überall Männerpärchen Hand in Hand, die öffentliche Bücherei ist nach dem Schwulenaktivisten Harvey Milk benannt und über dem Viertel weht eine riesige Regenbogenfahne.

Am Ende meiner Straße steht ein Stoppschild. Unter das stop haben Unbekannte einen Aufkleber geklebt: the tech takeover. Sinngemäß: Stoppt die Übernahme durch das Silicon Valley. Der Castro und der benachbarte Mission District sind das Haupteinfallstor für die Mitarbeiter der großen Tech-Firmen, die lieber in der Stadt wohnen als im gesichtslosen Valley, oder deren Firma – nach dem Vorbild von Twitter – ihr Hauptquartier gleich in die Stadt verlegt hat.

Gehöre ich zu diesem takeover? Bin ich Opfer oder Täter? Die Miete hier ist doppelt so hoch wie in guter Lage in Hamburg oder München, ich zahle sie nur stöhnend – aber ich zahle sie, die alteingesessenen Bewohner könnten es nicht

Alaina Percivals Geschäft ist die Emanzipation

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Silicon Valley, das sich so liberal und tolerant gibt, hat ein Frauenproblem. Die Managerin Alaina Percival hat sich zum Ziel gesetzt, das zu ändern.

„Galvanize“ steht auf dem Gebäude in der Tahoma Street im SoMa-Viertel in San Francisco, South of Market. Hier, im Zentrum der Startup-Szene, empfängt mich Alaina Percival. Die ist die Geschäftsführerin eines Startups im 4. Stock. Es ist ein besonderes Business: Das Geschäft von Women Who Code ist Emanzipation. Ihr geht es darum, die Zahl der Frauen in den technischen Berufen im Silicon Valley zu erhöhen.

In dem Haus können aufstrebende Tech-Gründer ihre ganze Karriere verbringen: Zuerst mieten sie einen Sitzplatz, später einen ganzen Schreibtisch und dann vielleicht ein eigenes Büro. Im Erdgeschoss gibt es Kaffee, hip aussehende junge Menschen in Sesseln oder mit Laptop am Tresen.

Silicon Valley, das sich so liberal und tolerant gibt, hat ein Frauenproblem. Auch wenn hier im Hause viele Frauen in den Start-ups arbeiten, machen sie bei den Programmierern und Software-Ingenieuren nur ein knappes Viertel aus. Wenn der Code das neue Gesetz ist, wie es Internet-Visionär Lawrence Lessig einmal gesagt hat, dann ist die überwiegende Mehrheit der neuen Gesetzgeber also männlich.