Autor: cd

Wenn die Dinge mit uns reden
Wir sprechen mit Sprachassistenten und Chatbots, lesen Berichte, die ein Computer geschrieben hat und lassen uns von Meinungs-Bots in den sozialen Medien manipulieren. Als Kommunikationspartner nehmen Maschinen eine Rolle ein, die bislang Menschen vorbehalten war. Wir unterstellen ihnen automatisch ein Bewusstsein und Emotionen. Daher ist die neue Sprachtechnik mehr als ein neues Interface. Christoph Drösser erklärt, wie’s funktioniert, und lotet die Möglichkeiten, Chancen und Gefahren der intelligenten Sprachsysteme aus.
Kaufen bei Amazon

Regeln für die Riesen
Der Endspurt im US-Präsidentschafts-Wahlkampf wird dominiert sein von Themen wie der Corona-Pandemie, der Besetzung des freien Sitzes im Obersten Gerichtshof oder davon, dass Trump die Legitimität der Wahl anzweifelt. Über ein Thema wird derweil nur hinter den politischen Kulissen immer dringlicher diskutiert: die Regulierung der digitalen Plattformen.
Seit der Wahl von 2016 weiß die Öffentlichkeit, dass die sozialen Netzwerke entscheidenden Einfluss auf die demokratische Willensbildung haben, egal ob ausländische Akteure an den Kampagnen beteiligt sind oder nicht. In mehreren Anhörungen im Kongress haben Abgeordnete Vertreterinnen und Vertreter der großen Digitalfirmen befragt, und in beiden Parteien war der Unmut der Politikerinnen und Politiker spürbar.
weiterlesen
Leben im Grünen, ein Spiel mit dem Feuer
Jedes Jahr brennen Häuser ab, der Klimawandel verstärkt die Waldbrände. Warum bauen Kalifornier weiter Holzhäuser am Waldrand? Aus guten Gründen, sagt ein Feuerforscher.
Die Menschen in Kalifornien – sie sind bekannt für ihre Zuversicht. Doch im Moment ist die Stimmung auf dem Nullpunkt, selbst bei denjenigen, die nicht direkt vom Feuer betroffen sind – in San Francisco etwa. Seit einem halben Jahr sind sie durch den Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie weitgehend ans Haus gefesselt, der Qualm, der von den mehr als 7.000 Brandherden im Staat herüberweht, macht nun auch gelegentliche Ausflüge in die Natur unmöglich. In San Francisco wurde es am vergangenen Mittwoch gar nicht erst hell, der rötliche Dämmerzustand erinnerte an Szenen aus dem dystopischen Science-Fiction-Film Blade Runner 2049.
An den Tagen danach war die Sonne wieder zu sehen, dafür stieg die Partikelbelastung der Luft an und pendelt seitdem zwischen den Alarmstufen Rot und Violett. In das Entsetzen über die Feuersbrünste und das Mitgefühl mit denen, die gerade ihre Häuser verlieren oder verlassen müssen, mischt sich in diesen Tagen auch der verbreitete Spruch: selbst schuld! Wer am Rand der trockenen Wälder baut, noch dazu ein US-übliches Holzhäuschen, der muss sich nicht wundern, wenn bei einem der periodisch auftretenden Waldbrände das Eigenheim in Flammen aufgeht. Die Natur strafe solchen Leichtsinn umgehend ab.
Wenn er solche Sprüche hört, wird Keith Gilless ungehalten …

In Utopia brennt die Hütte
Kalifornien und vor allem San Francisco sahen sich immer als gesellschaftliche Vorreiter der USA. Belagert von Corona und ausufernden Waldbränden verändert sich einiges.
Die Einwohner von San Francisco verlassen das Haus nicht ohne Maske. Sie sind vorbildliche Corona-Bürger – aber seit einer Woche gibt es noch einen anderen Grund: Je nachdem, wie der Wind steht, riecht die Luft beißend nach Qualm und die Sonne ist nur noch ein orangefarbener Ball hinter Staubwolken. Rund um die Stadt lodern Waldbrände, die größten seit Menschengedenken. Ein Ausflug in die Berglandschaft nördlich der Golden Gate Bridge oder in die Weingegend um Napa und Sonoma, bisher ein Lichtblick in der tristen Corona-Einsiedelei, ist zunehmend unmöglich.
So sitzt man zu Hause und „doomscrollt“, wie das zwanghafte Suchen nach immer neuen Katastrophenmeldungen im Internet genannt wird. Wenn es noch den Strom dafür gibt – der Energieversorger PG&E hat damit begonnen, in sogenannten Rolling Blackouts regelmäßig dem Strom in Teilen des Landes abzustellen …

Die unsichtbare Maske
Einfach das Selfie mit einer Prise Brad Pitt vermischen und schon werden unsere Gesichter unsichtbar für Algorithmen? Ja, sagen die Entwickler eines neuen Verfahrens.
Die Corona-Pandemie ist keine gute Zeit für die Spione bei Polizei, Geheimdiensten und Privatfirmen, die sich auf Gesichtserkennungsalgorithmen verlassen. Menschen, die sich maskiert in der Öffentlichkeit bewegen, sind von solchen Algorithmen praktisch nicht zu identifizieren. Nicht einmal Smartphones erkennen ihre Besitzer. Die müssen wie früher ihren PIN-Code eingeben, um das Handy zu entsperren.
Der Mund-Nasen-Schutz wurde in diesem Jahr somit zufällig zu einem ebenso einfachen wie effektiven Mittel gegen Gesichtserkennung. Doch die Pandemie wird irgendwann zu Ende sein, Gesichtserkennung wird bleiben …

Das mächtige Netzwerk
Zeit Online
800 Millionen User nutzen die chinesische App TikTok. Jetzt droht Donald Trump, sie zu verbannen. Warum interessiert sich der US-Präsident für eine App voller Tanzvideos?
Von Philipp Daum, Christoph Drösser, Julia Kopatzki, Eike Kühl, Meike Laaff, Katharin Tai und Vanessa Vu
Als Alex Zhu vor rund einem Jahrzehnt in einem Zug Jugendliche beobachtet, die Musik hören, ihre Lippen dazu bewegen und sich dabei filmen, dürfte er nicht geahnt haben, dass er bald eines der größten sozialen Netzwerke der Welt erfinden würde, genutzt von Hunderten Millionen Menschen weltweit, schneller wachsend als alle anderen: Facebook, Instagram, Twitter, Snapchat.
Noch unwahrscheinlicher, dass er ahnte, dass er einen der mächtigsten Männer der Welt zum Feind haben würde: den amerikanischen Präsidenten …

Infografik: Aus dem Netz ins Haus
Die Zeit

Weltweit boomt der Online-Handel. Ausgerechnet in der Corona-Krise schrumpft der Umsatz in Deutschland. Und auch die Folgen des E-Commerce für die Umwelt sind überraschend. Eine Grafikseite in der ZEIT.
Grafik: Anne Gerdes
Kontrollierte Halluzination
Simons Institute for the Theory of Computing
In diesem 18-Minuten-Film, für den ich das Drehbuch geschrieben und Regie geführt habe, erklärt der Hirnforscher Bruno Olshausen, wie wir optische Eindrücke in unserem Gehirn verarbeiten – und wie der statistische Satz von Bayes eine Erklärung für optische Täuschungen geben kann.

Für immer 13
Die Zeit
Warum wir uns an keine Musik so intensiv erinnern wie an die Hits unserer Teenie-Zeit – selbst wenn uns die Melodien heute peinlich sind.
Meine erste Schallplatte war Lola von den Kinks. Ich war zwölf Jahre alt, und wenn heute die ersten beiden Akkorde im Radio erklingen, gespielt auf einer blechern klingenden Resonator-Gitarre, dann ist das wie eine Zeitmaschine. Sie versetzt mich zurück in mein Jugendzimmer und zu dem alten Mono-Plattenspieler meiner Eltern. Ähnlich ist es mit vielen anderen Songs aus den frühen Siebzigern. Zwar versuche ich, offen für neue musikalische Erfahrungen zu sein, aber diese enge Verbindung von Musik, Gefühl und Erinnerung ist fast ausschließlich beschränkt auf eine bestimmte Phase meines Lebens, zwischen zwölf und vielleicht 27 Jahren.
weiterlesen
Doppelmoral im Silicon Valley
Deutschlandfunk Kultur
Die Autorin Anna Wiener beschreibt in ihrem autobiografischen Buch Uncanny Valley, wie in der Tech-Branche Anspruch und Wirklichkeit aufeinander prallen.
Mit Mitte 20 kam Anna Wiener von New York nach San Francisco und heuerte als Kundendienstmitarbeiterin bei einem Startup an. Ihre Biografie liest sich fast wie die Beschreibung eines Kults, aus dem sie sich nach 5 Jahren (und mit 200.000 Dollar auf der Bank) befreit hat.
Ich habe Anna Wiener interviewt und ihr Buch für das Literaturmagazin „Lesart“ rezensiert.