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Wasserwahnsinn

Die Zeit

Was bringt Menschen dazu, Wasser in Flaschen kistenweise in ihre Wohnungen zu schleppen und 400-mal so viel dafür auszugeben wie für das einwandfreie Trinkwasser, das sich bequem aus der Leitung zapfen lässt? Warum zahlen wir für Wasser aus Norwegen, Tasmanien und Südafrika in Designerflakons noch einmal ein Mehrfaches des Preises von einheimischem Mineralwasser, wenn wir noch nicht einmal den Unterschied schmecken können? Warum ernten wir im Restaurant verächtliche Blicke, wenn wir ein Glas Leitungswasser bestellen?

Während unser Trinkwasser immer besser geworden ist, hat sich der Verbrauch von Flaschenwasser in Deutschland in den vergangenen 40 Jahren verzehnfacht. Ein Wohlstandsphänomen und ein Beispiel für gelungenes Marketing. Aber das Wasser aus Glas- und PET-Flasche belastet die Umwelt tausendmal so stark wie die Erfrischung aus dem Hahn.

Low-Res-Version der Infografik

Wie die Wilden

Die Zeit

Die Pariser Fondation Cartier widmet sich in einer Kunstausstellung der Gedankenwelt der Mathematiker.

Mathematik und Kunst – das hat man doch schon gesehen! Man denke an die Bilder von verschnörkelten Fraktalmustern , die in den achtziger Jahren Furore machten. An die geometrischen Mosaiken in der Alhambra von Granada , in denen alle 17 möglichen regelmäßigen Kachelungen der Ebene vorkommen. Mathematische Formeln können Bilder erzeugen, die wir als schön empfinden . Man kann diese auch ins Museum hängen, aber sie sagen nur wenig aus über die Mathematik, die dahintersteckt, und über jene, die sie erzeugt haben.

»Ich wollte keine Ausstellung über Mathematik und Kunst machen«, sagt Hervé Chandès, Direktor der Fondation Cartier und Chefkurator der Ausstellung Mathématiques – un dépaysement soudain (sinngemäß: »Mathematik – ein überraschendes Anderswo«). »Das haben andere schon oft genug gemacht.«

Wo Käfer sich mit Bierflaschen paaren

Zeit Online

Alljährlich gibt es für lustige Forschung den Ig-Nobelpreis. Nun wurden Wasabi-Warngeräte, Apokalypse-Propheten und ein Bürgermeister geehrt.

Wer den Ig-Nobelpreis als reinen Quatsch-Preis versteht oder gar als einen Preis für schlechte Wissenschaft, vergleichbar der Goldenen Himbeere für die peinlichsten Hollywood-Filme, der hat ihn nicht verstanden. Der „Ig“, wie die eingefleischten Fans ihn knapp bezeichnen, wird vergeben für wissenschaftliche Leistungen, „die die Leute erst zum Lachen und dann zum Denken bringen“, wobei die Betonung mal eher auf dem Lachen liegt und mal eher auf dem Denken.

Und so ist es überhaupt kein Widerspruch, dass etwa der Physiker Andre Geim im Jahr 2000 den Ig-Nobel bekam (dafür, dass er Frösche in einem Magnetfeld schweben ließ ) und zehn Jahre später den richtigen Nobelpreis (für seine Arbeiten zum neuen Wundermaterial Graphen )

Immer auf Linie

Die Zeit

Christoph Drösser fährt den VW Tiguan Sport & Style 2.0 TSI.

Ich gebe es zu, ich fahre gerne SUVs. Ich mag die hohe Sitzposition, sie gibt mir das Gefühl, Herr der Verkehrslage zu sein, und wirkt sich beruhigend auf meine Fahrweise aus. Gelassen gewähre ich Rasern den Vortritt, surre unter Einhaltung aller Tempolimits durch die Stadt und übers Land. Ich nehme an, dieser beruhigende Komfort ist der Grund, warum die hochbeinigen Offroader auch bei den jungen Müttern in den Besserverdienervierteln der Großstädte so beliebt sind. Die Hersteller tragen dem Rechnung, indem sie kompakte SUV-Modelle anbieten, die auf Kuhfänger, außen montierte Ersatzräder und anderes Safari-Gepränge verzichten, selbst der Allradantrieb ist optional. »Schön zu wissen, man könnte«, wirbt VW für den neuen Tiguan – aber man will ja eigentlich gar nicht.

Doch SUVs gelten als Spritfresser. Und weil mein alter Schweden-Kombi aufgrund seines Verbrauchs nun wirklich sein links-alternatives Image nicht mehr verdient, soll der nächste Wagen deutlich weniger schlucken. Kommt der Tiguan infrage, den VW gerade einem eher kosmetischen Facelift unterzogen hat?

Und ewig meckert die Ziege

Die Zeit

Eine neue Lösung für ein Problem, das seit 20 Jahren die ZEIT-Leser erregt.

Ach, das Ziegenproblem! Es beschäftigt die Leser dieser Zeitung seit zwei Jahrzehnten. In der Ausgabe 30/91 erschien der erste Artikel zu dieser scheinbar so einfachen Denksportaufgabe und löste eine Flut von Zuschriften aus , auch von Mathematikprofessoren. Bis heute erhitzt das mathematische Problem die Gemüter.

Für alle, die sich später zugeschaltet haben, hier die Originalformulierung des Problems: „Sie nehmen an einer Spielshow im Fernsehen teil, bei der Sie eine von drei verschlossenen Türen auswählen sollen. Hinter einer Tür wartet der Preis, ein Auto, hinter den beiden anderen stehen Ziegen. Sie zeigen auf eine Tür, sagen wir, Nummer 1. Sie bleibt vorerst geschlossen. Der Moderator weiß, hinter welcher Tür sich das Auto befindet; mit den Worten ›Ich zeige Ihnen mal was‹ öffnet er eine andere Tür, zum Beispiel Nummer 3, und eine meckernde Ziege schaut ins Publikum. Er fragt: ›Bleiben Sie bei Nummer 1, oder wählen Sie Nummer 2?‹ – Ja, was tun Sie jetzt?“

Viele sagen intuitiv: Es ist egal, ob man seine Meinung wechselt – es bleiben zwei Türen, hinter einer steht das Auto, die Gewinnwahrscheinlichkeit beträgt jeweils 50 Prozent.

Aber das stimmt nicht, denn die ursprüngliche Wahrscheinlichkeit für Tür 1 war ein Drittel, auf Tür 2 und 3 entfielen zwei Drittel. Da Tür 3 nach der Aktion des Moderators definitiv ausfällt, steht das Auto mit einer Wahrscheinlichkeit von zwei Dritteln hinter Tür 2. Also sollte man wechseln!

In der Ziegenproblemforschung ging es allerdings nie um die Lösung an sich, sondern stets um die Frage: Wie kann man die Sache so formulieren, dass sie ihre Paradoxie verliert und jedem die Lösung einleuchtet? Der Mathematiker Sascha Gnedin von der Universität Utrecht unternimmt nun einen neuen Versuch, der in der Zeitschrift Mathematical Intelligencer zu lesen sein wird