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Flammende Teufelswinde in der Regenzeit

Zeit Online

Wieder brennt es gewaltig in Kalifornien. Dabei ist die Saison schon vorbei. Während auch Stars wie Beyoncé flüchten, fragen sich viele: Ist das jetzt der Klimawandel?

Vielleicht ist es für viele tröstlich, zu wissen, dass die Naturgewalten auch vor Promis wie Jay Z, Beyoncé und Rupert Murdoch nicht haltmachen. Das Nobelviertel Bel Air in Los Angeles geriet in den vergangenen Tagen in die Schlagzeilen, weil dort einige Häuser Opfer der Flammen wurden. Viel schlimmer aber wüten die Brände nordwestlich von Los Angeles, in den Küstenstädten Ventura und Oxnard. Etwa 300 Häuser brannten nieder, Siedlungen, in denen rund 200.000 Menschen leben, wurden evakuiert

 

Die Feuerwalze kam aus dem Nichts

Zeit Online

Nie zuvor in der Geschichte hat Kalifornien schlimmere Brände erlebt. Dabei ist der US-Bundesstaat Flammen gewohnt. Drei Faktoren ließen das Feuer nun katastrophal wüten.

So schöne Sonnenuntergänge wie in den vergangenen beiden Tagen hat San Francisco lange nicht erlebt. Glutrot hing die Sonne in den Abendstunden über der Stadt, eine fast unnatürlich erscheinende Färbung. Ursache für das Naturschauspiel sind die Aschepartikel in der Luft. Die kalifornische Metropole, sonst bekannt für die kühle Meeresbrise, die vom Pazifik weht, verzeichnet seit Tagen eine Luftqualität wie Peking. Die Schulkinder dürfen in der Pause nicht draußen spielen, es sind weniger Radfahrer auf den Straßen zu sehen, Gesichtsmasken sind ausverkauft

Die Mandeln sind schuld

Die Zeit

Kalifornien muss Wasser sparen. Aber nicht nur im Alltag.

„Möchten Sie Wasser zum Essen?“, wird man neuerdings in den Restaurants von San Francisco oder Los Angeles gefragt. Früher bekam der Gast das Leitungswasser immer kommentarlos hingestellt. Eine von vielen Maßnahmen, die Gouverneur Jerry Brown seinem kalifornischen Volk verordnet hat. In Städten und Gemeinden soll der Wasserverbrauch um 25 Prozent sinken, weil der Staat von der größten Dürre seit Menschengedenken heimgesucht wird.

Aber selbst wenn dieses Ziel erreicht würde – den Gesamtverbrauch würde das nur um wenige Prozent senken. Stattdessen, sagen Umweltschützer, sollte der ausgetrocknete Staat aufhören, Wasser in riesigen Mengen zu exportieren, zum Beispiel nach China

Wer bekommt die Welt in den Griff?

Die Zeit

Direkte Eingriffe in die Atmosphäre galten lange als Sündenfall. Aber sie könnten zum letzten Mittel des Klimaschutzes werden.

Kaum hatte die Sonne die letzten Reste des Schnee(chaos)-Winters schmelzen lassen, spielte das Wetter am Wochenende schon wieder verrückt: Orkantief Xynthia zog über Europa hinweg und forderte mehr als 50 Todesopfer. Bahnreisende, die vor ein paar Wochen wegen Eis und Schnee ihre Anschlüsse verpasst hatten, saßen schon wieder in den Bahnhöfen fest, weil diesmal umgestürzte Bäume die Gleise blockierten. Die Natur lässt ihre Muskeln spielen und zeigt, dass sie mit gewaltiger Macht unsere technische Zivilisation lähmen, unsere Häuser und Städte vernichten kann.

In diesen Wochen wird jedes extreme Wetterereignis auch als Argument im politischen Streit um den Klimawandel herangezogen, da können Wissenschaftler noch so oft auf den Unterschied zwischen Wetter und Klima pochen .

Die Beschwichtiger, vor allem in den USA, nutzen die gefühlte Abkühlung der Erde im schneereichen Winter (neben den Skandalen um die UN-Klimakommission IPCC) für eine Gegenoffensive in der Klimapolitik. Die Warner zeigen auf die Stürme und sagen: Seht, solche Katastrophen stehen uns bald verstärkt bevor. Wissenschaftlich sind beide Positionen nicht haltbar, dennoch werden Katastrophen und Extremwetterlagen regelmäßig für klimapolitische Ziele genutzt.

Angesichts der Machtdemonstration der Natur erscheint es dann geradezu vermessen, dass sich gegenwärtig eine wachsende Zahl von Forschern dazu aufschwingt, jene Atmosphäre, die uns steigende Mitteltemperaturen und extremes Wetter beschert, gezielt kontrollieren zu wollen. Wie ein Ingenieur am Regler einer technischen Anlage wollen sie aktiv in das Klimageschehen eingreifen, von „Geoengineering“ ist daher die Rede

Ein Weltrechner für die Klimaforscher?

Die Zeit

Wissenschaftler haben 2008 auf ihrer Weltkonferenz gefordert ein Welt-Klimaforschungszentrum einzurichten. Doch das milliardenschwere Projekt hat auch Schattenseiten.

In der vergangenen Woche wurde in Hamburg die aktuelle Weltrangliste der Supercomputer vorgestellt – und wieder einmal steht der allerschnellste Rechner in einer militärischen Forschungsanstalt, dem amerikanischen Los Alamos National Laboratory. Mehr als eine Billiarde Rechenoperationen schafft der „Roadrunner“ pro Sekunde.

„Der größte Rechner der Welt sollte fürs Klima da sein und nicht für die Waffen“, sagt Jochem Marotzke, Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg. Zwar steht den Klimaforschern eine Menge Rechenleistung zur Verfügung – die Maschine des Deutschen Klimarechenzentrums steht immerhin auf Platz 27 der Weltrangliste –, aber sie können nie genug davon kriegen. Im Moment geht ihr Ehrgeiz dahin, das Gitter, das sie bei ihren Simulationen über die Erde legen, auf eine Maschenweite von etwa einem Kilometer zu verfeinern. Erst dann können kleinräumige Phänomene wie Wolken oder Wirbelstürme wirklich modelliert werden. „Es gibt klare Anzeichen, dass die Qualität der Vorhersagen damit besser wird“, sagt Marotzke.

Im Mai 2008 haben die Klima-Modellierer auf ihrer Weltkonferenz daher gefordert, nach dem Vorbild internationaler Forschungsstätten wie dem Teilchenbeschleuniger Cern ein Welt-Klimaforschungszentrum einzurichten. Der Preis: grob eine Milliarde (ob Dollar oder Euro, ist dabei ziemlich egal). Eine solche, weltweit konkurrenzlose, Supermaschine soll nach dem Willen vieler Forscher den Politikern verlässlichere Prognosen über die Entwicklung des Klimas an die Hand geben. Dass ein solches Zentrum sinnvoll wäre, ist unter den Wissenschaftlern kaum umstritten, allerdings gibt es auch Stimmen, die einen einzigen Superrechner nicht für die beste Lösung halten