Genie ohne Wahnsinn
Die Zeit
Mathematiker spinnen und sind weltfremd? „Die Poesie des Unendlichen“ räumt mit den üblichen Klischees auf.
Jede Berufsgruppe muss damit rechnen, in Film und Fernsehen als Klischee aufzutauchen. Das Stereotyp für Mathematiker wurde bei der Eindeutschung des Films A Beautiful Mind aus dem Jahr 2001 gleich zum Untertitel: Genie und Wahnsinn. Wer sich so intensiv mit Zahlen, Formeln und abstrakten Strukturen beschäftigt, der muss irgendwie einen an der Waffel haben und fürs normale Leben nicht wirklich geeignet sein! Mathematiker selbst hassen dieses Klischee, und viele von ihnen finden, dass ihrer Zunft in dem Film Die Poesie des Unendlichen nun zum ersten Mal Gerechtigkeit widerfährt. „Vielleicht der beste Film, der je über Mathematik gemacht wurde“, schreiben Armando Martino und David Singerman von der University of Southampton im Newsletter der London Mathematical Society …
Er weiß es, bevor du es weißt
Die Zeit
Wer kann schon durchschauen, wie ein Computer entscheidet? Eine neue Art von Bürgerrechtlern versucht es.
Ein Kunde der amerikanischen Supermarktkette Target stürmte in das Kundendienstbüro einer Filiale in Minneapolis und beklagte sich, dass seine Tochter, die noch zur Schule ging, per Post Coupons für Babykleidung und Kinderbetten bekommen habe. „Wollen Sie sie ermutigen, schwanger zu werden?“ Der Mitarbeiter entschuldigte sich zunächst – später stellte sich heraus, dass der Teenager bereits schwanger war.
Warum die 1 die 3 liebt
Die Zeit
Primzahlen haben eine seltsame Vorliebe für bestimmte Nachfolger.
Primzahlen sind einfach zu verstehen: Eine Zahl ist eine Primzahl, wenn sie nur durch 1 und sich selbst teilbar ist, alle anderen Zahlen lassen sich auf eindeutige Weise in Primzahlfaktoren zerlegen. Mysteriös aber ist die Folge dieser Zahlen: In welchen Abständen tauchen sie auf? Warum gibt es mal große Lücken zwischen ihnen, mal kleine? Und welche Zahl folgt auf welche? Seit Jahrtausenden brüten Wissenschaftler über derlei Fragen. Nun sind zwei Mathematiker auf eine Erkenntnis gestoßen, mit der niemand gerechnet hatte: Jede Primzahl hat eine gewisse Vorliebe dafür, was für eine Zahl als nächste an der Reihe ist …

Total berechenbar? Wenn Algorithmen für uns entscheiden
Von Amazon und Netflix bis zu Facebook-Newsfeed und Online-Dating – Algorithmen bestimmen, was wir kaufen, was wir wissen und mit wem wir ausgehen. Mathematik-Verführer Christoph Drösser hat die wichtigsten Algorithmen identifiziert. Wie kein Zweiter mit der Gabe gesegnet, mathematisch komplexe Zusammenhänge zu veranschaulichen, erklärt er, wie sie funktionieren – und nimmt den Algorithmen so die Aura des Bedrohlichen. Er beleuchtet ihre positive Rolle bei der Vorhersage von Katastrophen und Epidemien genauso wie ihre unheilvolle beim Trading an den Börsen. Ein Buch, geschrieben mit aufklärerischem Furor, das uns ein Stück Autonomie im Internet zurückgibt.
Kaufen auf Amazon
Ermittler vor gesperrtem Smartphone
Die Zeit
Der Digitalkonzern Apple und das FBI streiten sich. Die Polizisten wollen Zugriff auf ein iPhone, doch der Hersteller sperrt sich. Die Frage lautet: Wie tief darf der Staat in unsere Geräte blicken?
Man stelle sich vor: Terroristen haben in einem Haus Pläne für einen brutalen Anschlag gelagert. Die Polizei steht vor der verschlossenen Tür, die sie nicht aufbrechen kann, weil die Panzerung zu stark ist. Nur der Hersteller des Schlosses kann einen Nachschlüssel anfertigen, und ein Richter weist diese Firma dazu an. Die aber weigert sich, den Schlüssel zu liefern, und beruft sich dabei allgemein auf den Schutz der Privatsphäre. Hilft sie damit nicht den Verbrechern und gefährdet das Leben Unschuldiger?
Bloß kein Rampenlicht!
Die Zeit Österreich
Thomas Nordegg chauffierte die Kinder von Frank Zappa in die Schule und rüstet die Gitarren der Stars auf. Wer die neueste Technik will, muss zu dem Wiener pilgern
Der 70-jährige Herr sitzt auf einem Hocker, in der Hand eine Gitarre. Um ihn herum sind im Halbkreis Pedale, Effektgeräte, Verstärker und Lautsprecherboxen angeordnet. Er drückt einen Knopf auf dem Instrument, das Licht wird heruntergedimmt. Ein weiterer Knopfdruck, und alle elektrischen Geräte springen an. Die Punkte auf dem Griffbrett, die zur Orientierung des Musikers dienen, leuchten mit blauen LEDs auf. Thomas Nordegg greift in die Saiten – aber er spielt keinen Song. Ein paar langgezogene Töne, ein paar hingeworfene Akkorde und Melodiefetzen, er klimpert wie ein Jugendlicher, der im Musikgeschäft eine Gitarre ausprobiert und ein bisschen aufschneiden will. Nur dass der Wiener die feinste Technik vor sich am Boden liegen hat, die man auf diesem Planeten finden kann.
Er wünschte sich einfach nur Unsterblichkeit
Zeit Online
Der Pionier der künstlichen Intelligenz ist tot: Marvin Minsky suchte die Agenten des Hirns, um unseren Geist zu halten. Er war ein Multigenie und erstaunlich demütig.
Die Nachricht kam nicht wirklich überraschend, schließlich war dieser große Geist 88 Jahre alt, und auf den letzten Videos im Netz wirkte Marvin Minsky schon sehr zerbrechlich. Trotzdem ist es schwer vorstellbar, dass er nun aufgehört hat zu existieren. Minsky selbst war davon überzeugt, dass man den Geist eines Menschen trennen kann von seiner biologischen Hülle, er war ein Verfechter der Kryonik. Das ist eine Technik, mit der das Gehirn von Verstorbenen tiefgefroren wird in der Hoffnung, dass man es eines Tages mit fortgeschrittenen technischen Methoden wieder zum Leben erwecken kann. Nun ist er selber an einer Gehirnblutung gestorben, im Alter von 88 Jahren. Man möchte inständig hoffen, dass der Glaube dieses radikal atheistischen Menschen sich erfüllt und sein Geist irgendwann wieder aufleuchtet …

Auf den ersten Blick
Die Zeit
Einfallslos? Nein, kundenfreundlich: Viele Filmplakate ähneln sich, weil der Zuschauer wissen will, worauf er sich einlässt. Eine Vorauswahl für Ihren nächsten Filmabend.
Die Infografik als PDF
Im Hirn der Pianisten
Die Zeit
Jeder kann das Musizieren lernen, aber nicht jeder gleich schnell. Gibt es doch ein angeborenes Talent?
Wie komme ich zur Philharmonie? – „Üben, junger Mann, üben!“ Der etwas betagte Witz gibt eine Weisheit wieder, die vor allem in populären psychologischen Büchern in den vergangenen Jahren gern verbreitet wurde: Übung mache den Meister, genauer gesagt 10.000 Stunden Übung. Diese Zahl tauchte zuerst 1993 in einer Arbeit des schwedischen Psychologen K. Anders Ericsson auf und wurde popularisiert durch das Buch Überflieger des Journalisten Malcolm Gladwell. Mozart, so Gladwell, absolvierte unter der Fuchtel seines Vaters seine 10.000 Stunden schon im frühen Kindesalter, die Beatles sammelten ihre in den schmuddeligen Kellerbars der Hamburger Reeperbahn.
Davon wollte insbesondere die musikpsychologische Forschung zuletzt wenig wissen, sie betonte vielmehr, dass Musikalität eine allgemeine menschliche Fähigkeit sei. Jetzt aber erregt die Neurowissenschaftlerin Sibylle Herholz vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn Aufsehen mit einer Studie, die gerade in der Zeitschrift Cerebral Cortex erschienen ist. Herholz behauptet, einen möglichen Sitz des Talents im Gehirn identifiziert zu haben …