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Die Guten im Netz

Die Zeit

Von Menschen für Menschen: Wie ist Wikipedia zum Weltlexikon geworden?

Wenn es je ein „Konversationslexikon“ gegeben hat, das den Namen verdient, dann ist es Wikipedia. Jeder im Internet nutzt die Online-Enzyklopädie: fürs nächste Schulreferat über den Dreißigjährigen Krieg; oder wenn bei der Dinnerparty dringend eine Streitfrage geklärt werden muss: War China beim letzten Pisa-Test dabei? Wer stand bei der Fußballeuropameisterschaft 1996 im Tor? Ticketitack. Ein paarmal tippen, schon schickt Wikipedia eine Antwort aufs Handy – und die Fakten liegen auf dem Tisch.

Wikipedia schlägt alle Nachschlagewerke der Welt: Zehn Jahre nach ihrer Gründung umfasst die englischsprachige Ausgabe 3,5 Millionen Begriffe, über eine Million die deutsche. Der 30-bändige Brockhaus hat 300.000 Einträge. Es ist nicht zu hoch gegriffen, Wikipedia als das größte gemeinsam geschaffene Werk der Menschheit zu bezeichnen. Millionen Freiwillige haben ihr kostenlos zugearbeitet, haben Artikel verfasst, redigiert, korrigiert, überarbeitet, in ihrer Freizeit wieder und wieder überprüft. Deshalb steht Wikipedia wie kein anderes Projekt des vergangenen Jahrzehnts für die guten Seiten des Internets und für den Drang des Menschen, etwas fürs Gemeinwohl zu tun

Gefühlte Zukunft

Die Zeit

Prognose: Auch 2011 wird es keinen Beweis für Psi geben.

Wird unser Verhalten durch Ereignisse beeinflusst, die in der Zukunft liegen? Zumindest wird die wissenschaftliche Diskussion manchmal durch Artikel angeregt, die noch gar nicht veröffentlicht sind. Psychologen diskutieren derzeit eine Arbeit von Daryl Bem von der amerikanischen Cornell University, die in der Fachzeitschrift Journal of Personality and Social Psychology erscheinen soll. Ihr Titel: Feeling the Future , zu Deutsch: „Die Zukunft fühlen“.

Der Psychologe behauptet, einen Beweis für die Präkognition erbracht zu haben, also dafür, dass Menschen Kenntnisse von zukünftigen Ereignissen haben können

Im virtuellen Lesesaal

Die Zeit

Noch ein Jahr, dann soll die Deutsche Digitale Bibliothek starten. Ein überzeugendes Konzept, wie sie funktionieren soll, fehlt noch.

Da gibt es diesen Traum: dass man in allen Büchern, die je in deutscher Sprache erschienen sind, nach Begriffen suchen kann, so einfach wie mit Google im Netz. Man gibt ein Wort in ein Suchfeld ein, lässt sich die besten Treffer dazu anzeigen und kann dann postwendend in dem jeweiligen Buch auf jener Seite lesen, auf der die gesuchten Begriffe vorkommen.

Nun soll dieser Traum wahr werden. Im vergangenen Jahr beschlossen Bund und Länder die Einrichtung einer Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) , am Dienstag dieser Woche hat sich ihr „Kompetenznetzwerk“ in Berlin konstituiert, Ende 2011 soll die erste Version online gehen. Eines Tages dann, so der Plan, sollen die digitalen Bestände aus 30.000 Bibliotheken, Archiven und Museen der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg

Pixel-Tristesse in Blurmany

Die Zeit

Nach dem Start von Google Street View fragen sich viele, wie sie ihr Haus wieder sichtbar machen können.

Die Deutschen sind weltweit am empfindlichsten, wenn es um ihre Privatsphäre geht – aber sie sind auch am neugierigsten, wenn sie dem Nachbarn in den Garten schauen können. Am vergangenen Donnerstag, als Google Street View online ging , stieg der Datenverkehr der Website auf das Vierfache. In keinem anderen Land der Welt gab es bei der Einführung des Fotodienstes einen derartigen Ansturm, teilte Google mit.

In keinem Land hatte es aber auch vorher die Möglichkeit gegeben, das eigene Haus oder das Haus, in dem man als Mieter wohnt, unkenntlich machen zu lassen . Von dem Recht haben 244.000 Bürger Gebrauch gemacht, knapp drei Prozent der Haushalte in den 20 betroffenen Städten. Schon ein einziger aufmüpfiger Mieter in einem Hochhaus reichte, um das ganze Gebäude verpixeln zu lassen.

Und so sind manche Straßenzüge in deutschen Großstädten nun mit einem tristen Schleier überzogen. Auch der Autor dieses Artikels steuerte, wie wohl fast jeder User, zunächst einmal das eigene Heim an – es war nur ein milchiger Fleck (siehe Foto). Wer hatte bei Google sein Veto eingelegt? Das Pärchen aus dem Erdgeschoss oder die Familie im Souterrain? Oder war es die Hausbesitzerin, die in einer fernen Stadt wohnt?

Ist der neue Ausweis sicher?

Die Zeit

Der elektronische Personalausweis macht das Leben bequemer – um den Preis neuer Gefahren? Ein Pro und Contra von Christoph Drösser und Susanne Gaschke

Vom 1. November an geben die Meldeämter den neuen Ausweis im Kreditkartenformat aus. Wer 24 Jahre alt oder älter ist, bezahlt eine Gebühr von 28,80 Euro, Erwachsene unter 24 Jahren müssen sechs Euro weniger ausgeben – dafür bleibt ihr Ausweis auch nur sechs Jahre gültig, der Ausweis der älteren hingegen zehn.

Im Inneren des Ausweises befindet sich ein Chip, auf dem dieselben Daten gespeichert sind, die außen aufgedruckt wurden, auch das Bild des Ausweisinhabers ist dort als Datensatz vorhanden. Außerdem kann mit Einwilligung auch der Abdruck von zwei Fingern gespeichert werden. Die Daten auf dem Chip können mit Lesegeräten ausgelesen werden. Diese Technik soll Ausweiskontrollen vereinfachen und Fälschungen erschweren.

Zwei zusätzliche Möglichkeiten des Ausweises können nur genutzt werden, wenn der Nutzer sich dafür entscheidet: die Online-Signatur und die sogenannte elektronische Identitäts-Funktion. Erstere soll online rechtsgültige Unterschriften im Verkehr mit Behörden ermöglichen, Letztere Internetgeschäfte sicherer machen. Das gesamte Konstrukt ist umstritten, auch in der Redaktion. Christoph Drösser hält es für sicher, Susanne Gaschke nicht.