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Dieser Mathematiker will für Macron ins Parlament

Die Zeit

Was treibt einen Star der Wissenschaft in die Politik? Fragen an den Franzosen Cédric Villani

DIE ZEIT: Sie sind Frankreichs bekanntester Mathematiker, haben die Fields-Medaille gewonnen, quasi den Nobelpreis für Mathematik, und leiten das ehrwürdige Institut Henri Poincaré in Paris. Nun kandidieren Sie für die Partei von Emmanuel Macron bei der Parlamentswahl im Juni. Was bewegt einen Forscher zu diesem Schritt?

Cédric Villani: Ich bin seit Jahren politisch aktiv und trug schon lange die Idee mit mir herum, irgendwann tiefer in die Politik einzusteigen. Dennoch hätte ich noch vor zwei Monaten nicht gedacht, dass ich fürs Parlament kandidieren würde. Aber in der französischen Politik ist im Moment alles neu und überraschend

Genie ohne Wahnsinn

Die Zeit

Mathematiker spinnen und sind weltfremd? „Die Poesie des Unendlichen“ räumt mit den üblichen Klischees auf.

Jede Berufsgruppe muss damit rechnen, in Film und Fernsehen als Klischee aufzutauchen. Das Stereotyp für Mathematiker wurde bei der Eindeutschung des Films A Beautiful Mind aus dem Jahr 2001 gleich zum Untertitel: Genie und Wahnsinn. Wer sich so intensiv mit Zahlen, Formeln und abstrakten Strukturen beschäftigt, der muss irgendwie einen an der Waffel haben und fürs normale Leben nicht wirklich geeignet sein! Mathematiker selbst hassen dieses Klischee, und viele von ihnen finden, dass ihrer Zunft in dem Film Die Poesie des Unendlichen nun zum ersten Mal Gerechtigkeit widerfährt.  „Vielleicht der beste Film, der je über Mathematik gemacht wurde“, schreiben Armando Martino und David Singerman von der University of Southampton im Newsletter der London Mathematical Society

Warum die 1 die 3 liebt

Die Zeit

Primzahlen haben eine seltsame Vorliebe für bestimmte Nachfolger.

Primzahlen sind einfach zu verstehen: Eine Zahl ist eine Primzahl, wenn sie nur durch 1 und sich selbst teilbar ist, alle anderen Zahlen lassen sich auf eindeutige Weise in Primzahlfaktoren zerlegen. Mysteriös aber ist die Folge dieser Zahlen: In welchen Abständen tauchen sie auf? Warum gibt es mal große Lücken zwischen ihnen, mal kleine? Und welche Zahl folgt auf welche? Seit Jahrtausenden brüten Wissenschaftler über derlei Fragen. Nun sind zwei Mathematiker auf eine Erkenntnis gestoßen, mit der niemand gerechnet hatte: Jede Primzahl hat eine gewisse Vorliebe dafür, was für eine Zahl als nächste an der Reihe ist

„Wir Menschen sind Meister der Unterschätzung“

Zeit Online

Max Tegmark provoziert gern Kollegen. Etwa damit, dass das Universum nur mathematische Eigenschaften habe. Sein neues Buch zeigt: Der Physiker ist voll radikaler Ideen.

ZEIT ONLINE: Sie behaupten in Ihrem Buch, dass wir in einem „mathematischen Universum“ leben. Was meinen Sie damit?

Max Tegmark: Die radikalste und kontroverseste Idee in meinem Buch ist, dass unser Universum eine mathematische Struktur ist und nur mathematische Eigenschaften hat. Auf den ersten Blick mag das verrückt klingen, man sieht ja keine Zahlen am Himmel, aber wenn man die Welt als Physiker betrachtet, dann besteht alles um uns herum aus Teilchen wie Quarks und Elektronen. Und was für Eigenschaften hat ein Elektron? Minus eins, ein halb, eins. Wir haben komplizierte Namen für diese Eigenschaften wie elektrische Ladung und Spin, aber letztlich sind es nur Zahlen

ZEIT Akademie „Mathematik – Menschen, Rätsel und Beweise“

Lassen Sie sich den Einfluss der Mathematik auf Ihren Alltag erklären: Wie findet man den kürzesten Weg von A nach B? Ist Mathematik auch Kunst? Welche Bedeutung hat sie für die Technik? Welche Persönlichkeiten beeinflussen diese Wissenschaft? Und welche ungelösten Fragen existieren bis heute?

Von Pythagoras bis hin zu modernen Rästeln: In 11 spannungsreichen Lektionen erhalten Sie einen Einblick in die großen Fragen der Mathematik des 20. und 21. Jahrhunderts. Anschaulich erläutert Prof. Dr. Günter M. Ziegler von der Freien Universität Berlin die bunten Facetten und Dimensionen dieser faszinierenden Wissenschaft.

Die Feuergleichung

Die Zeit

Martin Hairer erklärt, wie Papier verbrennt. Dafür bekommt er die höchste mathematische Auszeichnun.

Papa, was machst du den ganzen Tag, wenn du zur Arbeit gehst?“ Glücklich sind Eltern, die auf diese Frage eine Antwort geben können wie „Brot backen“ oder „Kranke heilen“. Martin Hairers Vater antwortete: „Differentialgleichungen lösen.“

Vater Hairer, ein gebürtiger Österreicher, lehrte an der Universität Genf Mathematik. Der kleine Martin ließ nicht locker, bis er verstanden hatte, was hinter diesen Differentialgleichungen steckt. Und für seine eigenen Arbeiten zu diesem Thema erhielt er am Mittwoch auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Seoul die begehrte Fields-Medaille.

„Nobelpreis der Mathematik“ wird diese Auszeichnung oft genannt. Nur alle vier Jahre wird sie verliehen und stellt die höchste akademische Ehrung dar, die ein Mathematiker erreichen kann

Wie wahrscheinlich die Fünfer-Reihe ist

Die Zeit

Drei Lotto-Spieler haben am Mittwoch auf die richtigen Zahlen gesetzt: 9, 10, 11, 12, 13 wurden als Reihe gezogen – und die 37. Äußerst ungewöhnlich! Wirklich?

Die Lotto-Welt steht Kopf: 9, 10, 11, 12 ,13 und dazu noch die 37, das waren die Zahlen von Mittwochabend. Die „Lottofee“ Nina Azizi verzog keine Miene, als sie diese Reihe vorlas. Aber fünf Zahlen in einer Reihe – das gibt’s doch nicht? Doch, gab’s schon mal, nämlich am 10. April 1999. Da war die Reihe 2, 3, 4, 5, 6 unter den Zahlen. Damals hatten 31 Menschen die korrekte Folge getippt, und für fünf Richtige gab es nur 194 Euro.

Umso erstaunlicher ist es, dass diesmal nur drei Spieler sechs Richtige haben und immerhin noch je 262.713,90 Euro kassieren. Keiner von ihnen tippte die richtige Zusatzzahl, der Jackpot von vier Millionen Euro bleibt unangetastet und steigt auf sieben Millionen. Für fünf Richtige gibt es diese Woche jeweils 1.014,70 Euro (mit Superzahl 2.478,40), teilte der Deutsche Lottoblock am Donnerstagmittag mit.

Aber wie wahrscheinlich ist es, dass solche regelmäßigen Zahlenmuster tatsächlich gezogen werden? 

Die ersten 22.514 Stellen von Pi

Die Zeit, 13.3.14

Daniel Tammet ist mehr als nur ein Wunderrechner. Er ist einer, den die Welt begeistert.

Daniel Tammet ist ein „hochfunktionaler autistischer Savant„, ein Mann mit einer sogenannten Inselbegabung. Die besteht darin, dass er sich Details gut merken kann, besonders Zahlen. Zudem ist er Synästhetiker – jede Zahl hat für ihn eine bestimmte Farbe und Gestalt. In seinem ersten Buch Elf ist freundlich und fünf ist laut hat er beschrieben, wie sich das anfühlt. Seitdem wird er als der „geniale Autist“ durch die Talkshows geschickt. Auch für sein neues Buch wird damit geworben, dass Tammet „der vielleicht intelligenteste Mensch der Welt“ sei

Kai aus der Kiste

Die Zeit, 17.12.13

Zehn Jahre hatte sich der Informatik-Star Kai Krause zurückgezogen. Jetzt feiert er mit einer Mathematik-App einen Erfolg.

„Diese App ist so schön, ich möchte weinen“, twitterte der englische Schriftsteller und Schauspieler Stephen Fry am 2. Oktober. Gemeint war die App Frax, die man fürs iPhone und iPad kaufen kann. Fry hat 6,2 Millionen Twitter-Follower, und ein paar Tage später stand Frax auf Platz eins in der Hitliste der kostenpflichtigen Tablet-Programme. Offenbar waren viele Menschen bereit, 3,59 Euro für ein Programm zu bezahlen, das eigentlich keiner braucht.

Frax ist kein Spiel, jedenfalls kann man keine Vögel abschießen oder Punktzahlen erreichen, und ein Lernprogramm ist es auch nicht. Mit Frax kann der User auf nie dagewesene Art die Welt der Fraktale erkunden, jene verzweigten und verästelten mathematischen Strukturen, die auf eine simple Gleichung zurückgehen und nur mithilfe des Computers sichtbar gemacht werden können

Nobelpreisträger erklärt Stau-Frust

Die Zeit, 26.8.13

Warum glauben wir im Stau stets, in der langsameren Spur zu stehen? Der Nobelpreisträger Paul Krugman versuchte eine Erklärung und hat eine Mathe-Debatte ausgelöst.

Paul Krugman, linksliberaler Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger, geriet Ende Juli auf der Interstate 91 im Nordosten der USA in einen Stau. In seinem viel gelesenen Blog, The Conscience of a Liberal, das er auf der Website der New York Times pflegt, verarbeitete er seine Erfahrung zu einem „Gedankenexperiment„: Stellen Sie sich vor, Sie können im Stau nicht die Spur wechseln. Auf der Hälfte der Strecke haben Sie freie Fahrt, das heißt in den USA: Sie fahren mit 60 Meilen pro Stunde. Auf der anderen Hälfte geht es nur langsam voran, mit 15 Meilen.

Auf der anderen Spur ist es insgesamt genauso, nur dass die langsamen Stellen eventuell anders verteilt sind. Mal fährt also die linke Spur schneller als die rechte, mal umgekehrt. Letztlich braucht man auf beiden Fahrbahnen exakt gleich lange für die Strecke von A nach B, denn im Schnitt fahren alle 24 Meilen pro Stunde. Man sollte annehmen, dass man genauso viel Zeit mit Überholen verbringt, wie man selbst überholt wird, aber, so Krugman: „Sie verbringen viermal so viel Zeit damit, die anderen Typen an sich vorbeirasen zu sehen.“ Deshalb habe jeder Fahrer das Gefühl, die falsche, langsamere Spur gewählt zu haben. Das führe zu Frust und Ärger, selbst bei mathematisch beschlagenen Menschen.

Ein solcher Leser des Blogs war Andy Ruina, Robotik-Professor an der Cornell-Universität im Bundesstaat New York. Ruina zweifelte Krugmans Berechnung an