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Träumen ist ein Algorithmus

Zeit Wissen

Manches Wissen wächst in verdammt hoch gelegenen Gebieten. Trotzdem sollte man sich hin und wieder dorthin aufmachen – auch wenn es richtig anstrengend wird. Willkommen auf dem Pfad des maschinellen Lernens.

Ein Computer, so heißt es oft, kann nicht mehr als der Programmierer, der ihm die Anweisungen gegeben hat. Er tut nur das, was man ihm befohlen hat. Das stimmt zwar, wenn man die unterste Maschinenebene betrachtet: Die Software arbeitet Zeile für Zeile die Befehle ab, die der Programmierer aufgeschrieben hat. Aber heißt das, dass ein Computer nichts lernen kann? Dieser Schluss ist ebenso falsch wie der, dass ein Schüler niemals klüger sein kann als sein Lehrer. So wie ein guter Lehrer seinen Schülern nicht nur Fakten eintrichtert, sondern ihnen zeigt, wie sie sich weiterentwickeln können – so kann auch ein Computer derart programmiert werden, dass er eine Aufgabe immer besser erfüllt, je öfter er sie angeht. Willkommen in der Disziplin des Maschinellen Lernens

Lieber ewig wahnsinnig als normal und sterblich

Zeit Online

Scharf auf junges Blut: Silicon-Valley-Milliardär und Trump-Fan Peter Thiel will den Tod überlisten. Und sich Blut fitter Spender spritzen lassen. Wie bekloppt ist das?

Peter Thiel ist 48, aber er denkt täglich an den Tod – beziehungsweise daran, wie man ihn vermeiden könnte. Es gebe drei Wege, sich dem Problem des Todes zu nähern, hat der Silicon-Valley-Investor einmal einem Journalisten erzählt: „Man kann ihn akzeptieren, man kann ihn leugnen, oder man kann ihn bekämpfen.“ Er selbst zählt sich zu den Kämpfern, experimentiert mit allerlei Diäten, nimmt Wachstumshormone. Und bald will er eine neue Methode ausprobieren: Thiel, das berichtet die Website Inc.com, will an einem klinischen Test teilnehmen, bei dem alternden Menschen ab 35 das Blut junger Menschen gespritzt wird, um ihre Körper wieder jugendlich frisch zu machen

Exploratorium

Evonik Magazin

Das Exploratorium in San Francisco ist die Mutter aller Familienmuseen. Bildung ist hier eine Erfahrung für den ganzen Körper. Hören, riechen, sehen, schmecken, anfassen und ausprobieren sind nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht.

Es ist laut. Sehr laut. Wer an einem Vormittag mitten in der Woche das Exploratorium be- sucht, malerisch am Pier 15 direkt an der San Francisco Bay gelegen, muss sich vorsehen, um nicht von einer Horde Schulkinder überrannt zu werden. Es gibt keinen geordneten Besucherstrom in diesem Museum, die Kinder rennen scheinbar planlos von einem Exponat zum anderen, drücken auf Knöpfe, drehen an Rädern, schreien einander an, lachen. Was lernen die hier? Lernen die überhaupt etwas?

Das Exploratorium ist die Mutter aller modernen Wissenschaftsmuseen. Vorher gab es Institutionen wie das Natural History Museum in London oder das Deutsche Museum in München, in denen Artefakte ausgestellt wurden. Das Exploratorium besitzt keine Sammlung von Käfern oder Dampfmaschinen. Es ist insofern weniger ein Museum als ein Ort, an dem die Besucher spielerisch direkt mit den Phänomenen der Welt in Kontakt treten. Inzwischen sind solche Wissenschaftsmuseen oder Science Center weltweit zu Hunderten aus dem Boden geschossen, allein in Deutschland gibt es rund zwei Dutzend von ihnen, je nach Zählweise. So unterschiedlich sie sind – alle arbeiten sich irgendwie am großen Vorbild in San Francisco ab. Und 80 Prozent von ihnen benutzen Exponate, die im Exploratorium entwickelt wurden, oder empfinden seine Ideen nach. Sagt zumindest das Exploratorium 

Genie ohne Wahnsinn

Die Zeit

Mathematiker spinnen und sind weltfremd? „Die Poesie des Unendlichen“ räumt mit den üblichen Klischees auf.

Jede Berufsgruppe muss damit rechnen, in Film und Fernsehen als Klischee aufzutauchen. Das Stereotyp für Mathematiker wurde bei der Eindeutschung des Films A Beautiful Mind aus dem Jahr 2001 gleich zum Untertitel: Genie und Wahnsinn. Wer sich so intensiv mit Zahlen, Formeln und abstrakten Strukturen beschäftigt, der muss irgendwie einen an der Waffel haben und fürs normale Leben nicht wirklich geeignet sein! Mathematiker selbst hassen dieses Klischee, und viele von ihnen finden, dass ihrer Zunft in dem Film Die Poesie des Unendlichen nun zum ersten Mal Gerechtigkeit widerfährt.  „Vielleicht der beste Film, der je über Mathematik gemacht wurde“, schreiben Armando Martino und David Singerman von der University of Southampton im Newsletter der London Mathematical Society

Er weiß es, bevor du es weißt

Die Zeit

Wer kann schon durchschauen, wie ein Computer entscheidet? Eine neue Art von Bürgerrechtlern versucht es.

Ein Kunde der amerikanischen Supermarktkette Target stürmte in das Kundendienstbüro einer Filiale in Minneapolis und beklagte sich, dass seine Tochter, die noch zur Schule ging, per Post Coupons für Babykleidung und Kinderbetten bekommen habe. „Wollen Sie sie ermutigen, schwanger zu werden?“ Der Mitarbeiter entschuldigte sich zunächst – später stellte sich heraus, dass der Teenager bereits schwanger war.

Diese Anekdote wird immer wieder erzählt, um zu belegen, dass Computer manchmal mehr über uns wissen als unsere Nächsten. Das New York Times Magazine hatte sie 2012 in Umlauf gebracht. Warum aber hatte die Software die Coupons verschickt?

Warum die 1 die 3 liebt

Die Zeit

Primzahlen haben eine seltsame Vorliebe für bestimmte Nachfolger.

Primzahlen sind einfach zu verstehen: Eine Zahl ist eine Primzahl, wenn sie nur durch 1 und sich selbst teilbar ist, alle anderen Zahlen lassen sich auf eindeutige Weise in Primzahlfaktoren zerlegen. Mysteriös aber ist die Folge dieser Zahlen: In welchen Abständen tauchen sie auf? Warum gibt es mal große Lücken zwischen ihnen, mal kleine? Und welche Zahl folgt auf welche? Seit Jahrtausenden brüten Wissenschaftler über derlei Fragen. Nun sind zwei Mathematiker auf eine Erkenntnis gestoßen, mit der niemand gerechnet hatte: Jede Primzahl hat eine gewisse Vorliebe dafür, was für eine Zahl als nächste an der Reihe ist

Total berechenbar? Wenn Algorithmen für uns entscheiden

Von Amazon und Netflix bis zu Facebook-Newsfeed und Online-Dating – Algorithmen bestimmen, was wir kaufen, was wir wissen und mit wem wir ausgehen. Mathematik-Verführer Christoph Drösser hat die wichtigsten Algorithmen identifiziert. Wie kein Zweiter mit der Gabe gesegnet, mathematisch komplexe Zusammenhänge zu veranschaulichen, erklärt er, wie sie funktionieren – und nimmt den Algorithmen so die Aura des Bedrohlichen. Er beleuchtet ihre positive Rolle bei der Vorhersage von Katastrophen und Epidemien genauso wie ihre unheilvolle beim Trading an den Börsen. Ein Buch, geschrieben mit aufklärerischem Furor, das uns ein Stück Autonomie im Internet zurückgibt.

Kaufen auf Amazon

Ermittler vor gesperrtem Smartphone

Die Zeit

Der Digitalkonzern Apple und das FBI streiten sich. Die Polizisten wollen Zugriff auf ein iPhone, doch der Hersteller sperrt sich. Die Frage lautet: Wie tief darf der Staat in unsere Geräte blicken?

Man stelle sich vor: Terroristen haben in einem Haus Pläne für einen brutalen Anschlag gelagert. Die Polizei steht vor der verschlossenen Tür, die sie nicht aufbrechen kann, weil die Panzerung zu stark ist. Nur der Hersteller des Schlosses kann einen Nachschlüssel anfertigen, und ein Richter weist diese Firma dazu an. Die aber weigert sich, den Schlüssel zu liefern, und beruft sich dabei allgemein auf den Schutz der Privatsphäre. Hilft sie damit nicht den Verbrechern und gefährdet das Leben Unschuldiger?

Etwa so könnte man den Konflikt zwischen der amerikanischen Bundespolizei FBI und der Firma Apple darstellen. Aber Vergleiche zwischen der analogen und der digitalen Welt hinken zwangsläufig. Der kalifornische Richter, der Apple zur Mithilfe beim Knacken eines iPhones verdonnert hat, stützt sich auf ein Gesetz aus dem Jahr 1789, nach dem Personen und Institutionen, die mit einer Tat nichts zu tun haben, zur Mithilfe gezwungen werden können

Bloß kein Rampenlicht!

Die Zeit Österreich

Thomas Nordegg chauffierte die Kinder von Frank Zappa in die Schule und rüstet die Gitarren der Stars auf. Wer die neueste Technik will, muss zu dem Wiener pilgern

Der 70-jährige Herr sitzt auf einem Hocker, in der Hand eine Gitarre. Um ihn herum sind im Halbkreis Pedale, Effektgeräte, Verstärker und Lautsprecherboxen angeordnet. Er drückt einen Knopf auf dem Instrument, das Licht wird heruntergedimmt. Ein weiterer Knopfdruck, und alle elektrischen Geräte springen an. Die Punkte auf dem Griffbrett, die zur Orientierung des Musikers dienen, leuchten mit blauen LEDs auf. Thomas Nordegg greift in die Saiten – aber er spielt keinen Song. Ein paar langgezogene Töne, ein paar hingeworfene Akkorde und Melodiefetzen, er klimpert wie ein Jugendlicher, der im Musikgeschäft eine Gitarre ausprobiert und ein bisschen aufschneiden will. Nur dass der Wiener die feinste Technik vor sich am Boden liegen hat, die man auf diesem Planeten finden kann.

Thomas Nordegg ist eine Legende. Gitarrenvirtuosen aus aller Welt pilgern in seine Wohnung in Los Angeles, um sich beraten und mit neuester Technik ausstatten zu lassen. Er ist kein Musiker, eher ein gehobener Dilettant auf der Gitarre. Er ist kein Instrumentenbauer, auch wenn er jede E-Gitarre in ihre Einzelteile zerlegen und wieder zusammenbauen kann. Er ist kein Ingenieur, obwohl er einige wichtige technische Neuerungen mit entwickelt hat. Nordegg ist auf Tourneen einer der unscheinbaren Helfer, die zwischen den Songs auf die Bühne huschen und dem Star ein neues, frisch gestimmtes Instrument in die Hand drücken. Seit 1999 arbeitet er vor allem für Steve Vai, den Gitarrenvirtuosen und dreimaligen Grammy-Preisträger. In den Monaten zwischen den Konzertreisen entwickelt er neue Gitarren, er baut Technik in die Gitarren ein und vermittelt zwischen Herstellern und den Musikern, die zu ihm kommen